Wahoo Elemnt Mini

Als ich vor ca. vier Jahren auf der Suche nach einem Fahrradcomputer war, gab es am Markt gerade mal zwei oder drei Modelle mit GPS. Kartendarstellungen, Routenanzeige, Integration aller möglichen Sensoren und Schnittstellen zu Strava und dergleichen waren neu oder noch gar nicht vorhanden.  Das damals zu ersetzende Gerät war ein Sigma Radcomputer, der gerade mal die Grunddaten anzeigte (Kilometer, Geschwindigkeit, Durchschnittsspeed und Gesamtkilometer), Luxus-Asset war damals die Herzfrequenzmessung. Dann ging alles recht schnell, bis zu dem Punkt an dem wir heute stehen. GPS ist Standard, alle Sensoren werden mit dem kleinen Supercomputer gekoppelt, Daten werden an einer Stelle gebündelt, der Datenwolke entgeht nichts mehr!

Ich möchte die modernen Radcomputer keinesfalls missen. Ich mag technologische Spielereien und beschäftige mich gerne mit innovativen und spannenden Konzepten. Mit in diesem Paket der Neuerungen sind allerdings ein paar Nebenwirkungen - laufende Updates, Angst vor Datenverlust, Datensicherheit und -schutz, die Kosten für so ein GPS-Gerät und dergleichen mehr. Nicht umsonst sehnen sich manche mitunter wieder zurück in frühere Zeiten, wollen etwas Geschwindigkeit aus dem System nehmen, dem "quantified self" entgehen, wo permanent alles gemessen wird und man in allem was man tut, vergleich- und messbar ist. 

Philosophie hin - Nostalgie her

Wie komme ich darauf? Der Gedankengang und die Herangehensweise war eine ganz andere. Ich habe meinen Geschwindigkeitssensor verloren. Besser gesagt, ich habe geglaubt, ihn verloren zu haben, mittlerweile ist er im Chaos der bei mir zuhause herumliegenden Radteile eh wieder aufgetaucht... Der Geschwindigkeitssensor ist an sich kein fixer Bestandteil meines Setups, draußen reicht mir die Geschwindigkeitsmessung mittels GPS, die mein Radcomputer ohnehin vornimmt. Ich muss meine Höchstgeschwindigkeit auf der Abfahrt XY nicht mehr mit irgendwem vergleichen, daher lege ich keinen Wert auf die zusätzliche Genauigkeit, die mir ein Sensor (gegenüber der GPS-Messung) bringen würde.

Kein GPS?

Dort wo es allerdings keinen GPS-Empfang gibt, brauche ich sehr wohl einen entsprechenden Sensor - nämlich auf der Bahn im Dusika-Stadion. Mit eingeschaltetem GPS bekommt man auf der Bahn nur einen wirren GPS-Track - der Computer findet zwar in den meisten Fällen irgendein Signal, verwertbare und sinnvolle Ergebnisse bleiben jedoch aus. Was hat das mit meinem verloreneren Sensor zu tun? Moment noch...

Der Wahoo Elemnt auf dem Canyon Ultimate mit Aero-Halterung vor dem Lenker

Ich verwende in der freien Wildbahn den Wahoo Elemnt und ich bin nach wie vor von dem Gerät begeistert. Einfach und logische Bedienung, Konzentration auf das Wesentliche und vor allem verlässlich. Einen kleinen Makel hat der Elemnt allerdings, er wirkt etwas klobig. Auf Fotos schaut es teilweise schlimmer aus als in Wirklichkeit aber der Schlankste ist er nicht. Wahoo hat mit dem Elemnt Bolt noch ein Gerät im Portfolio, dass die gleichen technischen Möglichkeiten in einem kleineren Gerät vereint, aber ich schätze die Größe des Displays des Elemnt und bleibe deshalb gerne beim größeren Modell. Und nachdem er auch nicht wirklich klobig ist, sondern nur so aussieht, kann man mit der richtigen Montage einiges wettmachen. Eine Aerohalterung vor dem Vorbau schmeichelt dem Elemnt mehr als die prominente Position auf dem schmalen Aluvorbau.

Die Pros auf der Bahn (hier Stefan Matzner) haben den Computer windschlüpfrig unter dem Sattel montiert.

Elemnt Mini

Es muss also ein neuer Sensor her und mein großer Elemnt wirkt am Bahnrad etwas zu klobig. Bevor ich mir einen neuen Geschwindigkeitssensor kaufe, lege ich lieber ein paar Euro drauf, und besorge mit den Wahoo Elemnt Mini - da ist nämlich ein Geschwindigkeitssensor schon dabei.

Das Auspacken des Elemnt Mini offenbart eine neue Leichtigkeit. Das Gerät selbst ist - wenig überraschend - mini, der Funktionsumfang ist absolut ausreichend - man fühlt sich in die oben angesprochenen früheren Zeiten zurückversetzt. Das Display zeigt drei Werte an - die wesentlichen. Mittels App sind die Datenfelder frei konfigurierbar, es können mehrere Seiten angelegt werden, auf denen unterschiedliche Datensets gebündelt und dargestellt werden. 

GPS ist keines an Bord, wird der Mini allerdings mit dem Smartphone gekoppelt, nutzt der Computer das GPS-Signal des Mobiltelefons. Das Zusammenspiel mit Handy und dazugehöriger App gestaltet sich absolut reibungslos. Das Kennenlernen der beiden Geräte funktioniert in Sekundenschnelle, Änderungen am Smartphone (z.B. das Verschieben eines Datenfelds) vollziehen sich mit einer Sekunde Verzögerung auch am Display des Elemnt Mini. 

Elemnt App

Neben dem Einrichten des Radcomputers bietet die sogenannte "Companion App" noch viele weitere Möglichkeiten. Einrichten des Live Trackings - dabei kann an vorgegebene Kontakte ein Link versendet werden, mit dem der eigene Standort gesehen und verfolgt werden kann. Bei bestehender Verbindung mit dem Smartphone können Anrufe und Nachrichten auf den Elemnt Mini weitergeleitet werden, so sieht man unterwegs, wer anruft oder schreibt. Sensoren können direkt über den Computer aber auch über die App gekoppelt werden. Schließlich bietet die App noch einen Überblick über die letzten Aktivitäten - eine Art Trainingstagebuch also - und die Möglichkeit, diese Aktivitäten zu posten (z.B. auf Strava), zu versenden oder einfach nur anzuschauen.

Sensoren

Der Geschwindigkeitssensor war ja Stein des Anstoßes und für mich der Grund, warum ich diese Geschichte überhaupt begonnen habe. Dieser ist wie gesagt im Lieferumfang jedes Elemnt Mini bereits enthalten. Das Koppeln gestaltet sich problemlos, Radumfang eingeben und es geht schon los. Außerdem können noch Herz- und Trittfrequenzsensoren gekoppelt werden, allerdings nur jene von Wahoo. Die Firma weicht hier aus mir nicht bekannten oder ersichtlichen Gründen von der an sich sehr offenen Praxis ab, ALLE Arten von Sensoren zuzulassen. Zum Vergleich der (große) Wahoo Elemnt: Dieser ist bei mir unter anderem gekoppelt mit dem Stages Powermeter über Bluetooth, einem Garmin HF-Gurt über ANT+, mit dem Polar HF-Band über Bluetooth, dem (verloren geglaubten) Geschwindigkeitssensor von Garmin über ANT+ - ein buntes Sammelsurium also an Herstellern und Verbindungsarten, das beim Elemnt absolut klaglos funktioniert. 

In der Praxis

Wie erhofft, macht der Elemnt Mini auf meinem Bahnrad eine gute und schlanke Figur. Ich habe mit Geschwindigkeit, zurückgelegter Strecke und Uhrzeit alle wesentlichen Daten sofort im Blick - mehr brauche ich auf der Bahn nicht wirklich. Herzfrequenz wäre noch fein, wobei ich nicht nach HF-Zonen trainiere - vielleicht lege ich mir noch den Wahoo Tickr HF-Gurt zu. Wattkurbeln und dergleichen mehr können mit dem Elemnt Mini hingegen nicht gekoppelt werden. Es ist eine Knopfbatterie (in unser aller Lieblingsformat CR2032) verbaut, diese soll laut Hersteller Strom für bis zu zwölf Monate liefern. Für mich also ein schlankes und einfaches Sorgenfrei-Paket für meine Runden im Dusika-Stadion

Fazit

+ einfach zu bedienen
+ Konzentration auf das Wesentliche
+ hervorragende Ablesbarkeit
+ klein & leicht
+ gut programmierte und funktionierende Companion App
+ Geschwindigkeitssensor und Vorbau-Halterung im Lieferumfang

- kein viertes Datenfeld anwählbar obwohl Platz dafür wäre
- nur Sensoren von Wahoo verwendbar
- keine Verbindung zu Wattmessern möglich
- mit einem Listenpreis von 89,99 Euro recht teuer

Wer sich selbst ein Bild machen möchte schaut beim Händler vorbei (z.B. bei P.Bike in Wien) oder kommt im Dusika einfach zu mir ;)

links der Elemnt Mini, recht der Elemnt