Arlberg Giro

Aus mir wird kein Bergfahrer mehr… Vor knapp drei Wochen bin ich mit zwei Kameras zwischen den Serpentinen der Arlbergstraße auf der Lauer gelegen - wartend, bis sich der Tross der 70. Österreich Rundfahrt über die langgezogene Straße heraufbewegt, die Kehren durchfährt um anschließend auf der anderen Seite des Arlbergs nach Tirol hinunter zu rollen.

Letztes Wochenende bin ich es nun, der hier auf dem Rad sitzt und sich Tritt um Tritt hinaufarbeitet. Die Suplesse der Tour-Teilnehmer lege ich natürlich nicht an den Tag - was bei ihnen spielerisch leicht ausgesehen hat, gleicht bei mir eher einem Überlebenskampf. Dabei ist der Arlberg doch erst der Anfang - aus mir wird wohl kein Bergfahrer mehr…

Der Hochstein in Lienz über Bannberg - 1400 Höhenmetern auf 11 Kilometern

Die Woche zuvor hab ich noch ein (sehr) kurzes Trainingslager in Osttirol eingelegt. Wo sonst, wenn man Berge fahren will - kurz und steil, das Intensiv-Training quasi. Auf die Hochsteinhütte bin ich gefahren - 1400 Höhenmeter auf knapp elf Kilometern. Ich hab es hinauf geschafft, aber aus mir wird wohl kein Bergfahrer mehr. Hinunter hab ich dafür meine Bremsen beleidigt. Merke: Auch Scheibenbremsen kommen irgendwann an ihre Grenzen. Die Bremsleistung ist zwar nach wie vor da, Schleifen und Quietschen (bis hin zu einem ab und zu auftretenden ohrenbetäubenden Kreischen) sind ab diesem Zeitpunkt meine Begleiter. Scheibenbremsen-Diskussion außen vor gelassen… ein paar Dinge haben noch Optimierungspotential!

Sankt Anton am Arlberg ist den meisten wohl als Wintersportort bekannt, aber als keiner, in dem Apres Ski, „Klopfer“ und Ski-Ballermann regieren. Nach St. Anton - oder „Stanton“, wie die englischen ÖBB-Durchsagen bis heute suggerieren - kommen jene, die tatsächlich Ski-Urlaub verbringen wollen und jene, die auch tatsächlich Skifahren können. Für alles andere ist das Gelände hier zu anspruchsvoll. Wie so viele Wintersportorte versucht St. Anton, sich auch im Sommer als Destination zu etablieren. Die Voraussetzungen dafür sind dabei erdenklich gut. Wunderbare Berge laden zum Wandern ein, das hochalpine Gelände bringt jeden Besucher zum Staunen, diverse Freizeitangebote im Ort bieten Möglichkeiten zur Zerstreuung. Außerdem hat man mit der sogenannten Sommercard auch eine gute Variante gefunden, all diese Angebote leicht zugänglich zu machen und entsprechend zu bündeln. Im Unterschied zu anderen Destinationen hat es St. Anton außerdem geschafft, den Erfolg des Winters halbwegs nachhaltig in die Landschaft und das Ortsbild einzufügen. 

Und man setzt auf das Fahrrad - sowohl Mountainbike als auch Rennrad sind wesentliche Pfeiler der Sommerstrategie. Mountainbike liegt auf der Hand, die Tiroler Alpen empfangen Fahrer*innen mit offenen Armen und zahlreichen und abwechslungsreichen Strecken (auch wenn Wegerecht und Nutzungskonflikte natürlich auch hier Themen sind). Auf dem Rennrad verringert sich der Variantenreichtum der Streckenführung entsprechend - zu eng sind die Täler, zu dicht der Verkehr. Umso größere Bedeutung haben die Veranstaltungen, die man alljährlich ausrichtet, und die mittlerweile eine beträchtliche Anhängerschaft aufweisen, die jedes Jahr wieder an den Fuß des Arlbergs kommt - zum Beispiel wenn es darum geht, den Arlberg Giro zu bestreiten.

Zum achten Mal findet der Giro statt, 2018 ist er zum ersten Mal ausverkauft und mit 1.500 Starter*innen der Adoleszenz jedenfalls entwachsen. Die Strecke ist altbekannt: Von Sankt Anton über den Arlberg nach Vorarlberg, durch das Montafon, hinauf auf einen der spektakulärsten Alpenpässe - die Silvretta Hochalpenstraße, durchs das Paznauntal zurück bis Pians und nach der Wende durchs Stanzertal zurück zum Startort. 150 Kilometer und rund 2.500 Höhenmeter misst diese Runde.

Um sieben Uhr fällt der Startschuss zum Rennen. Es gibt vier Startblocks, die Zuteilung ist mit farbig codierten Startnummern zweifelsfrei erkennbar, es gibt keine Diskussionen oder Fragezeichen. Wer in den falschen Block eingeteilt wurde oder sich im letzten Moment doch noch umentscheiden möchte, der findet bei der Startnummernausgabe noch (kooperatives) Gehör bei den freundlichen Mitarbeiter*innen der Veranstaltung. Mit sechs Minuten Abstand werden die Blocks auf die Strecke gelassen - ausreichend, um ein flottes Vorankommen zu gewährleisten und gleichzeitig allzu große Fahrergruppen zu vermeiden.

Der Startbogen steht vor dem Gemeindeamt in der Fußgängerzone von Sankt Anton - zentraler geht es nicht - vorteilhaft, da auch alle Hotels praktisch in Gehweite des Startbereichs liegen. Bereits zur frühen Morgenstunde sind zahlreiche Zuschauer vor Ort, man wird angefeuert und mit den besten Wünschen auf die Strecke entlassen. In den letzten Jahren war der Start noch auf 6:00 gelegt, damals hauptsächlich aus Rücksichtnahme auf die Baustelle im Arlbergtunnel und das damit verbundenen erhöhte Verkehrsaufkommen. Sieben Uhr ist immer noch früh genug, doch auch hier wird sich später auf der Strecke herausstellen, dass es sinnvoll ist, dem Verkehr so gut wie möglich auszuweichen (auch ohne Baustellen).

Nach einer kurzen Schleife durch die Innenstadt von St. Anton geht es über die Umfahrungsstraße vorerst noch ein paar hundert Meter nahezu flach dahin, bevor es mit dem Anstieg auf den Arlbergpass unmittelbar ernst wird. Auf rund sechs Kilometern sind bis Sankt Christoph rund 500 Höhenmeter zu absolvieren - es ist ein ruhiger und vergleichsweise langsamer Start im Feld. Für mich heißt der erste Anstieg 300 Watt für gut zwanzig Minuten, nachdem es nachher recht lang bergab geht, kann man hier noch investieren.

(c) Dominik Kiss für bikeboard.at

Um 7:30 dann die Kuppe am Arlbergpass erreicht, kurz nach St. Christoph lichten sich die Wolken, die Berge sind plötzlich in goldenes Morgenlicht getaucht und der frische Wind der bevorstehenden Abfahrt fährt durch jeden Teil des Körpers - "High" nennt man das dann wohl. Doch zum Genießen bleibt nicht viel Zeit, es folgen die wunderbaren neuen Kehren auf der Vorarlberger Seite des Arlbergs und danach eine schnelle Abfahrt durch Galerien und Tunnels. Es geht gut bergab, die Straßen sind breit und leer - das Tempo ist entsprechend hoch, 80 km/h stehen auf dem Tacho. Vorsicht ist trotzdem geboten, in einem großen Feld mit anderen Amateuren und Hobbyfahrern gilt es immer, die Übersicht zu bewahren. Mein Rad meldet sich zwischendurch "zu Wort" - die Bremsen funktionieren einwandfrei, die Scheiben gleichen allerdings nach eineinhalb Wochen Bergfahren und der Abfahrt vom Arlberg eher Pringles-Chips als glatten Metallscheiben, dementsprechend "originell" ist die Geräuschentwicklung. Zumindest bekomme ich dadurch etwas mehr Platz, so schnell fahren die Leute ängstlich zur Seite, sobald von hinten meine Bremsen zu hören sind.

Kurz vor Bludenz ist der erste Wendepunkt der Strecke erreicht, es geht ins Montafon und dort zuerst gute zwanzig Kilometer recht flach ins Tal hinein. "Flach ins Tal hinein" schreit nach einer guten Gruppe zum Mitfahren, aber genau diese hat sich irgendwie kurz zuvor aufgelöst. Ein Phänomen, das ich immer wieder bei Rennen bemerke - plötzlich sind gut zehn oder sogar zwanzig Fahrer zersprengt und irgendwo verschwunden, Gruppenarbeit ist so nicht mehr möglich. So bin ich einige Kilometer nur mit einem zweiten Fahrer unterwegs, es gleicht eher einer gemütlichen Ausfahrt als einer sportlichen Großveranstaltung. Auch wenn sich dann langsam wieder andere Fahrer*innen zu uns gesellen, spätestens bei Kilometer 60 ist das ohnehin nicht mehr allzu relevant.

Da beginnt nämlich bei der Mautstelle Partenen der Anstieg zur Biehlerhöhe. Der kleine Aufkleber auf meinem Oberrohr, den alle Teilnehmer*innen im Startersackerl bekommen haben, zeigt einen langen Anstieg, ab in die niedrigen Gänge und konstant und ruhig hinaufkurbeln. Die durchschnittliche Steigung täuscht, geht es doch im oberen Bereich auch mal etwas mehr als einen Kilometer flach dahin. Die Steigungsprozente sind daher mehrheitlich zweistellig, die Beine werden schwerer und gleichzeitig leerer, auch die Sonne hat sich rechtzeitig entschieden, in ihrer vollen Kraft auf die Radler*innen herunterzuscheinen. Aus mir wird definitiv kein Bergfahrer mehr.

(c) Dominik Kiss für bikeboard.at

Wunderschön liegen die Kehren am Hang und mit jedem Höhenmeter wird der Ausblick noch spektakulärer - auch wenn für die Schönheit der Natur wenig Zeit bleibt. Teilweise ist der Verkehr auf der Strecke etwas lästig, brenzlige Situationen bleiben jedoch - zumindest für mich - aus. Leider ist es für den Veranstalter schlicht und ergreifend nicht möglich, die Strecke für einen längeren Zeitraum zu sperren, gibt es doch auf österreichischem Territorium nur diese zwei Strecken in Ost-West-Richtung.

(c) Dominik Kiss für bikeboard.at

Oben am Stausee angelangt, gönne ich mir eine Pause bei der zweiten Labe - aufgeschnittene Wurst- und Käsesemmeln, aufgeschnittenes Obst, Iso-Getränke, Wasser - außerhalb eines Rennens würde ich hier länger bleiben, eine gemütliche Jause mit grandiosem Ausblick genießen. Die folgende Abfahrt ist lang - genau genommen rund vierzig Kilometer lang. Es ist keine spektakuläre Abfahrt mit Kehren und Serpentinen - davon gibt es nur zwei im oberen Teil der Abfahrt. Die restlichen Kilometer sind anspruchsvoll, keine Zeit zum Ausruhen, nicht steil genug um es - ohne Treten - rollen zu lassen. Es bedarf also wiederum einer guten Gruppe, um diesen Streckenabschnitt erfolgreich und flott bewältigen zu können. Es dauert einige Kilometer, bis sich eine halbwegs gute Gruppe gefunden hat, auch ich habe meinen Teil an Führungsarbeit zu leisten, es gibt Diskussionen, keiner will mitführen, irgendwann funktioniert es dann doch - ein bekanntes Spiel, das jedoch in den meisten Fällen Kraft kostet.

Es geht durch Galtür, vorbei an Ischgl und hinunter nach Pians - es werden unzählige Tunnel und Gallerien durchfahren - bei höherem Tempo ein spannendes Gefühl! Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, verirrt sich mitten während der Abfahrt ein Insekt in meinen Helm - wohlgemerkt hat der Met Manta nur drei klitzekleine Öffnungen, es gleicht also der Wahrscheinlichkeit eines Lottogewinns, dass mein fliegender Freund ins Innere meines Helms gelangt. Das Krabbeln auf meinen Haaren macht mich dann doch etwas nervös, also kurz Helm ab und gleich wieder auf - Problem gelöst. Und wenn wir schon von Unterhaltung sprechen - auch hier bieten sich zahlreiche Gelegenheiten, über meine schleifenden Scheibenbremsen zu plaudern, ich verweise immer wieder mit Augenzwinkern darauf, dass es sich dabei um psychologische Kriegsführung handelt...

Die Labe in Pians lasse ich aus - im Nachhinein betrachtet vielleicht nicht die intelligenteste Entscheidung, aber mit funktionierenden Gruppen möchte man ja immer gerne weiterfahren. Von Pians nach St. Anton geht es "nur noch" rund zwanzig Kilometer "nach Hause", auch die Steigung ist nominell nicht tragisch. Die schmierende Steigung (3-4 Prozent), die mittlerweile heißen Temperaturen und die dann doch recht leeren Beine ziehen bei mir den Stecker. Ich muss meine Gruppe fahren lassen, finde ein paar versprengte Fahrer*innen, die offenbar in einer ähnlichen Situation sind, werde von anderen Gruppen eingeholt, muss dieselben wieder fahren lassen. Mit drei Kollegen finde ich mich auf den letzten zehn Kilometern wieder, noch immer ansteigend und immer nach dem Talschluss mit der Ziellinie Ausschau haltend. Der Blick pendelt zwischen der Kilometeranzeige auf meinem Tacho und dem Hinterrad meines Vordermanns. Einmal noch Zähne zusammenbeissen - mein Ziel von fünfeinhalb Stunden tickt gerade vorüber, da erkenne ich nach einer Links-Rechts-Kombination die Ortseinfahrt von St. Anton - Flamme Rouge und die Zielgerade in die Innenstadt. Moderator Martin Böckle von Alpentour.tv begrüßt mich im Ziel, nachdem wir uns zuletzt bei der Ö-Tour und bei den Wachauer Radtagen oft begegnet sind - er und sein Team sorgen übrigens für die sehr erfreulichen und tollen Livestreams und Fernsehberichte von Radsportereignissen.

(c) Dominik Kiss für bikeboard.at

Die Zielverpflegung genieße ich ausgiebig, bei mittlerweile knapp dreißig Grad wollen die Flüssigkeitsspeicher wieder entsprechend aufgefüllt werden. Im Ziel freue ich mich, meine Freunde und Kollegen und einige bekannte Gesichter zu treffen - Radsport mit und bei Freunden, so macht das am meisten Spaß!

Aus mir wird also kein Bergfahrer mehr - zumindest kein guter. Aber ich werde trotzdem immer und immer wieder auf Berge hinauffahren, mich hinaufquälen. Weil Radfahren am Berg so etwas wie die Essenz des Radfahrens darstellt. Egal wie lange man braucht, das Erreichen des Gipfels, der Sieg gegen sich selbst, die Steigung und die Elemente - mit dem eigenen Körper als Antrieb, großartig! Die Faszination, die die Berge ausüben, lässt ohnehin jegliche Zeiten und vermeintliche Rückstände vergessen machen.

Und wenn wir schon bei den Bergen sind: den als Wiener zugegebenermaßen weiten und mühsamen Rückweg nicht am gleichen Tag antreten zu müssen, legt nahe, gleich ein paar Tage in St. Anton zu verbringen. Im Sommer muss man kein Vermögen sein eigen nennen, um hier auf das gesamte Urlaubsangebot zugreifen zu können. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, dem sei eine Gondelfahrt auf die Valluga oberhalb des Orts nahegelegt - 2.809 Meter! Bis zum nächsten Mal!

Der Strava-Track zu meinem Arlberg-Giro 2018.

Die Teilnahme am Arlberg Giro 2018 und dem Rahmenprogramm erfolgte auf Einladung des Veranstalters.

Mehr Fotos im Bericht auf bikeboard.at. Titelfoto: (c) Dominik Kiss für bikeboard.at

20. Wachauer Radtage - Rennbericht

Die Wachauer Radtage feiern Geburtstag - die 20. Ausgabe des Klassikers durch das Weltkulturerbe. Zur Feier des Tages hat man sich die drei Strecken nochmal genau angeschaut und für die 2018er-Ausgabe ein Best Of der bisherigen Streckenvarianten zusammengemischt. Dadurch ändern sich die Distanzen und Höhenmeter - genauso aber auch die Anforderungen, die Renneinteilung und der Rennverlauf. Wie die Strecken genau ausschauen, habe ich im Vorfeld der Radtage schon einmal zusammengefasst - hier der Überblick.

Raiffeisen Power Marathon

Ich stehe am Start des Raiffeisen Power Marathon, die Eckdaten: 85 Kilometer und rund 800 Höhenmeter durch die Wachau.

Start

Ich bin früher als letztes Jahr in Mautern beim Startgelände. Ich habe mir gemerkt, dass ich 2017 spät dran war und nur mehr den allerletzten Platz in der Startaufstellung ergattert habe. Die Zugänge zu den Startblöcken sind dieses Jahr etwas verbessert worden, trotzdem staut es sich an den Zugängen und es findet nicht mehr jeder den Platz, den er möchte. Ich bin einer von denen, die leicht außerhalb der Bande stehen und erst beim tatsächlichen Start einen Platz auf der Straße finden.

Dafür geht ab diesem Zeitpunkt alles sehr flott und reibungslos. Das Feld kommt schnell in Bewegung, keine der oft vorkommenden Stop-and-Go-Wellen, die ja auch ein gewisses Gefahrenpotential mit sich bringen. Schnell also über die Brücke bei Mautern auf die Nordseite der Donau und ab durch das Weltkulturerbe Wachau Richtung Spitz. 

Ein paar Meter vor mir blitzt ein Trikot des Continental-Teams MyBike Stevens aus der Menge. Nach einer Woche bei der Österreich-Rundfahrt bin ich quasi schon konditioniert auf die Trikots der Profis. Bei der Ö-Tour wurde das Team leider von einem Magen-Darm-Virus heimgesucht, von Tag zu Tag waren weniger Fahrer des Teams am Start, bis am Ende nur noch ein Fahrer den Startbogen unterschreiben konnte. Einer derer, die da quasi vom Rad geholt wurden, war Maximilian Kuen. Nach einer tollen Performance bei den ÖSTM am Kahlenberg wäre er für die Rundfahrt in guter Verfassung gewesen. Die Wachauer Radtage sind seine erste "Ausfahrt" am Rad nach der Ö-Tour, er fährt außer Konkurrenz mit. Praktischerweise liegt sein Grundlagen-/Gemütlichkeitslevel irgendwo nahe bei meinem FTP-Wert - das ergibt eine gute Mitfahrgelegenheit durch die Wachau auf den ersten zwanzig flachen Kilometern.

Kurz vor Spitz zeigt mein Tacho einen Schnitt von gut 45 km/h an, das wird wohl nicht mehr lange so bleiben, steht doch der erste Hügel auf dem Programm. Das Feld hat sich schon etwas gelichtet, zum einen weil wenige Kilometer vorher die Feldtrennung stattgefunden hat - die Teilnehmer des Champion Marathons sind dort auf ihre lange Runde abgebogen, aber auch weil das Tempo eben recht hoch war.

Von Spitz steigt die Strecke nun leicht an. Ich bin diesen Streckenabschnitt vorab nicht gefahren und liege mit meinen Erwartungen daher etwas daneben. Statt dem befürchteten großen Anstieg geht es rollend über mehrere Hügel dahin, entsprechend hoch ist das Tempo. Im letzten Jahr ging es hier steiler und auch langsamer zur Sache (hinauf nach Nöhagen). Der Großteil der Gruppe, die im Flachen miteinander gefahren ist, bleibt auch hier zusammen. Die Labe am höchsten Punkt dieses Streckenabschnitts lasse ich aus - mit meinen zwei Flaschen komme ich locker über die Distanz, außerdem ist mir das Handling der Mineralwasserflaschen zu kompliziert, die man (zugeschraubt) in die Straße gereicht bekommt.

Trotzdem spüre ich langsam aber doch meine Beine. Ich bin gerade erst acht Tage lang im Auto gesessen, um mit der Kamera die Österreich-Rundfahrt zu begleiten. Acht Tage ohne Aktivität, acht Tage, in denen ich mich nur vermeintlich ausgeruht habe vom Radeln. Aber spätestens jetzt spüre ich, wie meine "Haxn aufgehen" - so hat es Rudi Massak, der Generalsekretär des Radsportverbands, beim gemeinsamen Abendessen zwei Tage zuvor vorhergesagt.

Die Donaubrücke bei Melk markiert ungefähr die Hälfte des Rennens. Genauso wie jeder Teilnehmer am Vienna City Marathon schmerzlich feststellen muss, dass die Reichsbrücke eigentlich ein kleiner "Berg" ist, so ist auch diese Donaubrücke mehr als nur ein kleiner "Schupfer", vor allem wenn man mit flottem Tempo auf die andere Seite gelangen will.

2017 ist es ab hier "nur noch" flach Richtung Ziel gegangen, in diesem Jahr geht es nur ein kurzes Stück die Donau entlang. In Aggsbach biegt man rechts in Richtung Dunkelsteiner Wald. Während der Ironman St. Pölten hier geradeaus hinauf nach Gansbach verläuft, biegen wir links Richtung Maria Langegg ab. Es wartet ein kurzer aber knackiger Anstieg mit bis zu 12 % Steigung auf ein paar Metern. Ich nehme mir vor, meine Komfortzone zu verlassen, und drücke den Anstieg hinauf. Oben angekommen durchfährt die mittlerweile stark zerfallene Gruppe einen Bogen und das Werk erscheint vollbracht. Ich habe meine Reserven so eingeteilt, dass ich hier leer bin - für die Abfahrt und die restlichen paar Kilometer ins Ziel brauche ich nicht mehr viel. 

Erkenntnis 1 stellt sich ein - nämlich, dass sich die Woche im Auto doch stärker auswirkt als erwartet. Erkenntnis 2 betrifft die mangelnde Streckenkenntnis, kommen doch nach dem Bogen der Bergwertung noch drei oder vier kleine Anstiege - mit hundert bis zweihundert Metern Länge eigentlich nicht der Rede wert, aber im jetzigen Zustand nicht mehr sehr unterhaltsam. Ich verliere den Anschluss an die letzten Mitfahrer. Nur ein Kollege bleibt über, irgendwie kommen wir gemeinsam über die letzten Höhenmeter.

Die anschließende Abfahrt ist rasant, wie alle Teile des Marathons sind aber sämtliche Gefahrenstellen gut und deutlich gekennzeichnet. Während die meisten Marathons sich darauf beschränken, die Teilnehmer unzählige Haftungsausschlüsse und Verzichtserklärungen unterschreiben zu lassen, wird bei den Wachauer Radtagen zusätzlich dazu noch gute Vorarbeit geleistet - mit Videos der Strecke, Erklärungen der Gefahrenstellen und eben einer guten Kennzeichnung sowohl auf der Strecke als auch durch die vielfachen Streckenposten. Dennoch bleibt mir in der Abfahrt eine kurze Schrecksekunde nicht erspart. In einer schnellen Linkskurve liegt plötzlich am rechten Straßenrand ein Rad am Boden - ohne Vorderrad und dahinter ein steiler Abhang in den Wald hinunter. Ich schaue verdutzt um mich herum, bleibe stehen und erkenne einen Radler mit Laufrad in der Hand rund zehn Meter weiter unten im Wald stehen. Meine Frage, ob alles in Ordnung sei, wird glücklicherweise mit einem "Ja, danke" quittiert, so steht meiner Weiterfahrt nichts im Wege. Die dabei "verlorenen" Sekunden können für einen gestürzten Mitfahrer entscheidend sein, insofern nehme ich das gerne in Kauf. Und schon zu oft hat man Geschichten gehört, dass Radler nicht stehen bleiben, wenn rund um sie Stürze geschehen, obwohl es ja um wenig bis gar nichts geht...

Nach der Abfahrt folgen die letzten fünf Kilometer ins Ziel, wieder auf der Bundesstraße die Donau entlang. Gruppe ist keine mehr in Sicht, ich versuche noch einmal, aufs Tempo zu drücken, merke aber schnell, dass meine Beine leer sind. Meine Arbeit für heute ist getan, ich rolle gemütlich über die Ziellinie in Mautern.

Der 104. Rang steht später in der Ergebnisliste, Strava bestätigt mir in Zahlen den positiven Eindruck, den ich während des Rennens hatte. Zufrieden kann ich also im Ziel meine Erstverpflegung genießen - die Beine leer, der Erfahrungsschatz um ein Erlebnis reicher.

P.bike Vereinsmeisterschaften

Umso schöner ist es, dass im Ziel bereits meine Vereinskollegen vom PBIKE.AT-Racing Team auf mich warten. Die Tatsache, dass sie vor mir da sind, bedeutet zwar eine Niederlage in unseren internen Vereinsmeisterschaften, aber ich kenne ihre Leistungen zu gut - da hätte ich ohnehin keine Chance... Johannes ist am Schluss der Schnellste aus dem PBIKE-Stall - Gratulation nochmal an dieser Stelle.

Erwähnenswert jedenfalls auch der dritte Platz von Christoph im Rennen auf der langen Strecke!

2019?

Wir sehen uns jedenfalls im nächsten Jahr wieder. Schöne Strecke, tolle Organisation, kurze Anreise und ein tolles Teilnehmerfeld werden auch nächstes Jahr einen guten Rahmen bieten.

Das Copyright aller Fotos in diesem Blogpost (ausgenommen jenes von Christoph) liegt bei Sportograf.

Österreichische Staatsmeisterschaften 2018

Zum ersten Mal seit über 30 Jahren wurden in Wien Österreichische Staatsmeisterschaften auf der Straße ausgetragen. Trotz relativ später Bekanntmachung war der Andrang der Fans groß, wenn sich quasi vor der eigenen Haustüre die Stars der österreichischen Radsportszene auf den Sattel schwingen, um das begehrte Meistertrikot zu ergattern. 

Strecke

Die Höhenstraße ist bekannt für ihr Kopfsteinpflaster - kein Pavé wie in Roubaix, aber auf Dauer trotzdem hart, vor allem wenn der bei Ausbesserungen aufgetragene Asphalt noch ruppiger ist, als das Stöckelpflaster selbst... Dafür ist der Blick über ganz Wien allgegenwärtig und inklusive!

Damenrennen

Gut zwanzig Damen stehen am Start des Rennens über fünf Runden und 100 Kilometer. Das Feld wird früh in die Länge gezogen und zerreißt bereits in der Startphase. Fahrerinnen werden nacheinander aus dem Rennen genommen, wenn der Rückstand auf das Hauptfeld zu groß wird.

Sarah Rijkes

Eine Vierergruppe bestreitet den Großteil des Rennens vor einem immer kleiner werdenden Hauptfeld, es ist klar - die Siegerin wird aus dieser Gruppe kommen. Die Vorhersage ist schwierig, die Stärken der Fahrerinnen unterschiedlich. Sarah Rijkes setzt sich - im Ziel wirkt es so, als wäre auch sie überrascht - gegen Barbara Mayer, Angelika Tazreiter und die Favoritin Martina Ritter durch.

Herrenrennen

Gut 80 Fahrer rittern um das rot-weiß-rote Meistertrikot auf neun Runden auf der Wiener Höhenstraße. Die 180 Kilometer und massig Höhenmeter sind eine gute Einstimmung auf die nächste Woche startende Österreich-Rundfahrt und natürlich auch die im September stattfindende Straßen-Weltmeisterschaft in Innsbruck.

Auch hier bildet sich recht bald eine Spitzengruppe, die den längsten Teil des Rennens vorne unterwegs ist. Das letzte Renndrittel wird dann nochmal spannend, die Favoriten versuchen, das Rennen noch einmal zu öffnen - auf der anderen Seite fordert der selektive Kurs seine Opfer und das Feld wird Runde um Runde dezimiert.

#pöstipower

Lukas Pöstlberger ist seit Beginn bei den Ausreißern bzw. der Führungsgruppe dabei. Georg Preidler Stephan Rabitsch versuchen noch einen letzten Versuch, den Anschluss zu finden, während sich Felix Großschartner mittragen lässt. Auch Riccardo Zoidl wirft alles in den Topf und holt sich dabei den KOM auf der Steigung hinauf auf den Kahlenberg. Am Ende trägt jedoch die Attacke von Lukas Pöstlberger Früchte, seine Attacke sitzt, der Vorsprung recht sogar noch für einen schnellen Radwechsel nach einem technischen Defekt kurz vor der Einfahrt zur Steigung auf den Kahlenberg.

Podium

Hinter Lukas Pöstlberger kommen Felix Großschartner, Georg Preidler und Riccardo Zoidl ins Ziel - geschlagen.

Fans

Die wachsende Wiener Rennrad-Community hat sich gesammelt am Kahlenberg eingefunden - große Gruppen, kleine Gruppen, Ausfahrt mit der ÖSTM als Ziel, Ausflügler, Fanzonen, Alt & Jung. Es war großartig, den Kahlenberg mit Radler*innen und Fans bevölkert zu sehen und weckt die Hoffnung, dass derartige Veranstaltungen in Wien doch nicht die Ausnahme darstellen.

Race Around Austria 2018 - II

Es geht weiter mit der Vorberichterstattung zum extremen Rennen rund um Österreich bzw. entlang der österreichischen Grenzen. Waren beim ersten Posting die Mannen vom Team Chase im Schweinwerferkegel, so geht es in diesem Beitrag um die Ursprünge des "RAA", die Organisation und einen Teil der Strecke. Da aber ohne Fahrer*innen bekanntlich gar nichts geht und das beste Rennen erst durch seine Teilnehmer*innen zu wahrem Leben erwacht, kommen natürlich auch diesmal die Menschen nicht zu kurz. Aber der Reihe nach...

Zeitmaschine - 1988 

Foto: Race Around Austria

Genau vor 30 Jahren wurde dieses Bild aufgenommen. Es zeigt Manfred Guthardt am höchsten Punkt der Strecke - dem Hochtor am Großglockner. Er war zu diesem Zeitpunkt dabei, sein Projekt "Rund um Österreich" zu realisieren. Er nahm sich dabei neun Tage Zeit, teilte die Strecke in entsprechende Etappen und nahm sich damals noch etwas mehr Zeit für die Nachtruhe. Dafür fuhr er penibel jede Grenzstraße Österreichs ab - während das heutige Race Around Austria "nur" mehr die grenznahen Straßen befährt und auf Sackgassen und Umwege weitgehend verzichtet. Nach etwas mehr als 2.600 Kilometern war Guthardts Projekt vollendet, der Grundstein für das Race Around Austria gelegt.

2008 wurde die Idee wieder aufgenommen, Christoph Strasser begab sich auf die Spuren des Jahres 1988 und umrundete Österreich in knapp 100 Stunden. 2018 - zehn Jahre später - steht nun die zehnte Ausgabe des RAA auf dem Programm, in voller Blüte und mit den Strecken, wie wir sie seit einigen Jahren kennen und lieben. Und bei Manfred Guthardt schließt sich dabei wieder der Kreis. Wenn einer die Idee für ein derartiges Projekt hat und sich dafür dermaßen akribisch an die Routenplanung macht, dann ist er prädestiniert dafür, Streckenchef des Race Around Austria zu sein! Wer also im August in Sankt Georgen am Attergau auf Manfred trifft, sollte sich jedenfalls einige seiner Geschichten anhören und staunen.

Mühlviertel

Standortwechsel nach Schöneben im Mühlviertel. Der Tag beginnt auf 920 Metern Höhe - wenige Meter weiter die tschechische Grenze, über uns der Aussichtsturm mit Blick auf den Moldaustausee und angenehme Temperaturen. Das Hotel Innsholz steht für Urlaub, Ausflug, Radfahren und allerlei Annehmlichkeiten im wunderschönen Böhmerwald. Die Leidenschaft fürs Weit-Radeln wird hier gelebt - Inhaber Peter Gruber ist der einzige Radler, der bis dato alle unterschiedlichen Strecken des Race Around Austria bestritten hat. Dass er dabei fast durchwegs auf dem Stockerl gestanden ist, sollte man ihm sehr hoch anrechnen und ihn dementsprechend nicht unterschätzen, wenn er in Radmontur neben einem steht. Als Sponsor des Race Around Austria trägt er außerdem auch abseits seiner sportlichen Leistungen zum Gelingen des Rennens bei. 

Schöneben klingt schön und eben - schön ist es, wunderschön sogar. Der Eiserne Vorhang war hier jahrzehntelang quasi vor der Haustür, von der einstigen Randlage in Österreich ist man aber geografisch ins Zentrum Europas gerückt. Erhalten blieb aber eine gewisse Unschuld und eine wild-romantische Landschaft. Gemeinsam mit den angrenzenden Alm- und Wiesengebieten Tschechiens, dem hügeligen Mühlviertel, pittoresken Stauseen und kleinen Ortschaften fällt es schwer, sich hier nicht wohl zu fühlen. "Eben" ist es allerdings nicht in Schöneben, bzw. braucht es einiges an Energie und Leidensfähigkeit, zum Hotel Innsholz zu kommen. Knapp 400 Höhenmeter auf gut drei Kilometern muss man von Ulrichsberg aus hinter sich bringen, bevor man sich wohlverdient auf die Hotelterrasse fallen lassen kann. 

Stiche wie diese waren es, die Manfred Guthardt auf seiner RAA-Erstbefahrung durchwegs mitgenommen hat - anstrengend aber der Mission geschuldet, die grenzen des Landes auszuloten. Heute fährt das RAA "unten" in Ulrichsberg durch - auch wenn derartige Prüfungen nicht mehr am Programm des Rennens stehen, stellt das Mühlviertel doch die erste große Prüfung des Rennens dar. Auf der langen Strecke des RAA werden hier die ersten paar tausend Höhenmeter gesammelt. Michael Nußbaumer - Organisator des Race Around Austria - erzählt oft und gerne von Teilnehmern, die sich im Glauben in Sicherheit wiegen, dass die ersten Anstiege beim Großglockner kommen. 

RAA-Weekend

Bleibt noch der Grund warum sich hier im Innsholz in Schöneben ein paar verrückte Radler*innen treffen - es ist quasi ein Feriencamp für RAA-Teilnehmer und Freunde, das hier stattfindet und die Besetzung lässt wenig zu wünschen übrig.

Darunter Markus Hager aus Bayern, der im Jahr 2017 bei seiner dritten Teilnahme den Sieg auf der Extrem-Strecke einfahren konnte. In spannenden Erzählungen und einem Vortrag am Abend teilt er gerne seine Erfahrungen, Erkenntnisse und Tipps mit Interessierten und Aspiranten. Lernen kann man dabei einiges, sich abschauen auch ein paar Dinge. Ob man allerdings auch alles so machen kann und will ist die andere Sache. Hager fuhr bei seinem Sieg rund 90 Stunden rund um Österreich, dabei legte er ganze drei Schlafpausen ein - diese dauerten jeweils unfassbare zehn Minuten. Während sich also meinereiner in der Früh noch einmal umdreht und wartet, bis das Telefon oder der Wecker erneut zu klingeln beginnt, hat sich Markus Hager in dieser Zeitspanne dermaßen erholt, dass er wieder fit genug ist, ein paar hundert Kilometer weiter zu radeln. 

Bewundernswerter ist aus meiner Sicht aber noch die Herangehensweise von Markus. Training erfolgt bei ihm regelmäßig aber verhältnismäßig unstrukturiert - ohne Trainingsplan, ohne Wattmessung, dafür mit Freude an der Bewegung und Spaß an der Sache. Das soll natürlich kein Freibrief sein, nur so vor sich hin zu fahren oder zu leben, aber zumindest für mich persönlich ist es irgendwie beruhigend, zu wissen, dass es auch ohne überbordendes "Zerdenken" und mit Spaß an der Sache geht.

2018 ist Markus wieder am Start, bereit für die Titelverteidigung des Race Around Austria. Hier bekommt er dieses Jahr allerdings Konkurrenz von Philipp Reiterits. Jan und ich waren im Mai 2017 auf dem Weg zum Hochtor, als wir auf den leeren Straßen auf einen anderen Radler trafen, der sich knapp vor uns die Straße hocharbeitete. Das Race Around Austria-Cap unter seinem Helm interpretierten wir als Einladung, über Radfahren, das RAA und unser aller Projekte zu plaudern. Wir machten ein paar Fotos als Erinnerung und wenig später trennten uns unsere Wege wieder. Jan und ich fuhren wieder zurück, Philipp setzt seine RAA-Streckenerkundung fort. Ich traf Philipp am Start des RAA im August wieder, auf der Startbühne, bereit seinen Traum umzusetzen. Philipp fuhr 2017 die 1.500 Kilometer lange Strecke, lernte dabei "Ultracycling" aus der ersten Reihe kennen - Hagel und Unwetter inklusive. 2018 geht er auf die 2.200 Kilometer lange Reise des RAA Extrem, gut vorbereitet und überlegt.

Tina und Andy sind den meisten am besten bekannt als "geradeaus.at" - dort betreiben sie einen Radblog und bieten Einblicke in ihre Touren, ihr Leben auf und neben dem Rad und garnieren das ganze mit großartigen Fotos. Die beiden haben sich Anfang des Jahres dafür entschieden, als Paar die RAA Challenge zu bestreiten - gut 560 Kilometer rund um Oberösterreich. Die Challenge stellt im Allgemeinen die Einstiegsdroge ins RAA-Universum dar - legal und in der Regel auch nicht ungesund. Auf ihrem Blog kann man alles über die intensiven Vorbereitungen für ein derartiges Vorhaben erfahren, eine Vorstellung vom notwendigen Trainingspensum bekommen, aber auch viele organisatorische Fragen (und die Antworten darauf) finden. 

169k beim Race Around Austria

Mich fasziniert seit jeher die Bewältigung längerer Strecken mit dem Rad. Letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit, als fliegender Reporter mit Kamera und Laptop durchs Feld zu pflügen, die Protagonisten kennenzulernen und die Stimmung in mich aufzusaugen. Und ich für meinen Teil kann jedenfalls behaupten, mit dem RAA-Virus infiziert zu sein. Sobald ich im Raum mit Teilnehmer*innen bin, bekomme ich Lust darauf, mich anzumelden. Auch wenn ich Geschichten über Schlafentzug, lange Nachtschichten oder Schlechtwetter höre, mindert das nicht meine Motivation, in der Sekunde aufs Rad zu steigen. 

Nächstes Jahr werd ich dem Ruf wohl folgen. Dieses Jahr greife ich aber zuvor nochmal zur Kamera. Im August, im wunderschönen Attergau - mit hunderten anderen, deren Adrenalin und Enthusiasmus wieder auf mich überschwappen und ich werde wieder mit jedem und jeder einzelnen mitfiebern, als wenn es mein eigenes Rennen wäre! Ich freu mich schon!

Fotos - KonCrit

Fotos - Uphill Battle Bisamberg

Alle Infos zur Veranstaltung, Termine und Ergebnisse findet Ihr auf der Homepage der Veranstaltung.

Fotos - 1. Ghisallo-Cup (17.05.2018)

70. Österreich-Rundfahrt / Streckenpräsentation

Am 3. Mai wurde im Oberbank Forum in Linz die Streckenführung der „Flyeralarm Österreich-Rundfahrt“ präsentiert und dieses Jahr gibt es ein Jubiläum zu feiern. Zum 70. Mal geht es rund im und durch das Land - auf den Glockner, auf das Kitzbühler Horn und 2018 auch zu vermeintlich unbekannteren Orten.

Read More

Rennradfahren in Istrien

Es war irgendwann rund um den Jahreswechsel, als ich zum ersten Mal gefragt wurde, ob ich Interesse an einer Pressereise nach Istrien habe. Klassischerweise plant man da gerade seine Frühjahrsaktivitäten, ebenfalls klassischerweise bucht man da gerade den unvermeidlichen Trip nach Mallorca. Was von Deutschland aus - mit entsprechend billigen Flügen, Pauschalangeboten und auch Radtransport-Möglichkeiten - zu einem respektablen Industriezweig gewachsen ist, steckt in Österreich noch ein paar Schritte weiter hinten (in den Kinderschuhen). Aber muss es denn immer und unbedingt Mallorca sein? Auch andere Meere haben schöne Inseln - wie ich vor gut zwei Jahren auf Lanzarote feststellen konnte. Ich bin allerdings ein Verfechter des "das Gute liegt so nah", insofern war der Blick nach Istrien ein sehr reizvoller und die Pressereise schnell vereinbart.

Ab ins Auto und Richtung Süden, je nach Destination auf der Halbinsel steht man nach fünf bis sechs Stunden am Meer - zu viel Fahrzeit für ein verlängertes Wochenende, jedenfalls aber in Ordnung für eine Woche Aufenthalt oder mehr. Und außerdem kein Stress mit dem Radtransport, Sperrgütern oder schlechtgelaunten "Gepäckschupfern". Die Valamar-Gruppe hat zu diesem Besuch geladen, ihrerseits der größte Hotelanbieter in Istrien und bei dem was sie machen sehr erfolgreich. Die Hauptsaison im Sommer ist sehr gut ausgelastet mit Strandliegern, Wasserplantschern und klassischen Sommertouristen. Die Vor- und Nachsaison hingegen hat laut Valamar noch Potential - Potential, das man allerdings nicht blindlings verpulvern möchte. Vielmehr hat Valamar einen Plan, nämlich vermehrt Radfahrer und Läufer anzusprechen. Dazu müssen sie im Übrigen nicht allzu viel Neues schaffen - die Hotelkapazitäten sind da, die Infrastrukturen (Werkstätten, Leihräder und Guides) ebenfalls, die Schönheit von Istrien natürlich auch. Bleibt nur darauf hinzuweisen, was ich persönlich zum Beispiel auch überhaupt nicht wusste: Dass es im Winter hier in Istrien fünf oder sogar zehn Grad hat - PLUS!. Warum also in die Ferne schweifen, wenn man in Istrien die perfekten Bedingungen zum Saisonaufbau vorfindet? Der Reihe nach...

Foto: Merlo de Graia

Valamar Hotels

Hotels der Valamar-Gruppe sind über ganz Istrien verstreut. Meistens findet man sie in den schönen Buchten, auf pittoresken, vorgelagerten Inseln oder aber in malerischen Pinienwäldern. Doch bei aller Romantik muss klar sein, dass hier nicht von kleinen Bed and Breakfast-Pensionen die Rede ist! Der Markt für Sommertourismus ist ein Massenmarkt, dementsprechend fahren auch die Valamar-Hotels eine gewisse Größe und Masse auf - vom Frühstücksbuffet über die Zimmeranzahl bis zur Infrastruktur. Hier geht unvermeidlich etwas Charme verloren, im Endeffekt muss man von Fall zu Fall entscheiden, was einem im Urlaub wichtiger ist. 

Porec an der Westküste Istriens ist ein bekanntes Tourismusziel. Eine kleine und feine Altstadt, großzügiger Zugang zum Meer und eine liebliche Landschaft bieten schon in der Vorsaison eine gelungene Kulisse für einen Sporturlaub. Auch zahlreiche Events sind früher oder später auf diesen Umstand aufmerksam geworden. Sehr früh im Jahr findet ein geradezu monumentales Trailrunning-Event statt, die "100 Miles of Istria", gerüchtehalber ist außerdem zu vernehmen, dass es ein Ironman-Event in und um Porec geben soll. An der Radfront gibt es bereits jetzt spezialisierte Angebote. In einem der Valamar-Hotels in Porec hat sich Barbara Tesar mit ihrer Firma "Istriabike" einquartiert. Die Kooperation mit der Hotelgruppe läuft sehr gut, es werden Trainingswochen für Triathlon und Rennrad angeboten, geführt, angeleitet, mit Radservice, Radverleih und unterschiedlichen Leistungsgruppen. Eigentlich muss man sich hier nur noch aufs Rad setzen und treten.

Demgegenüber (nämlich tatsächlich gegenüber - an der Ostküste Istriens) liegt Rabac, ein weiterer Standort der Valamar-Gruppe. Hier ist man - wenn auch sehr malerisch - topographisch etwas eingeengt, verbunden mit den Bergen an der Küste ergibt sich ein Paradies für Trailrunner und Mountainbiker. Hier steht das "Bike Center Rabac" kurz vor der Eröffnung, ein recht ganzheitliches Angebot von Radverleih über Service bis hin zu geführten Touren und einem Parcours zum Lernen und Üben. Wer sich von der Schönheit von Rabac (und ganz Istriens) vorab ein Bild machen möchte, die in wenigen Tagen startende Tour of Croatia fährt durch die Halbinsel Richtung Rabac!

Istrien

Ich war zuvor noch nie in Istrien. Ich habe mich letztes Jahr in Piran verliebt, aber dieses liegt gerade mal ein paar Meter auf der Halbinsel und ist außerdem noch in Slowenien. Triest ist schon länger eine meiner Lieblingsstädte, die Mischung aus Italien, Slowenien und "Kakanien" ist hier noch deutlich zu sehen und zu spüren. Auf der anderen (geografischen) Seite kann ich einen Aufenthalt in Opatija verbuchen, allerdings war mir das - trotz des zweifellos Charmes der kaiserlichen Sommerfrische - dann doch etwas zu "alt". Jetzt also Istrien.

Die Küstenstreifen Istriens erinnern eben an Triest oder Piran, die Buchten sind klein und lieblich, die Strände steinig oder mit Kies bedeckt, die Landschaft hügelig. Abseits des Meeres offenbart sich die wahre Schönheit (wie so oft) im Landesinneren - dort wo die Straßen schmäler werden, die Hügel höher und die Vegetation etwas wilder. Und plötzlich findet man sich in der Toskana wieder - überall Hügel mit kleinen Häuseransammlungen darauf und einem Kirchturm, der weithin sichtbar ist. Zypressen fehlen natürlich auch nicht, dann wieder ein paar venezianische Fassaden gefolgt von mittelalterlichen Festungen. Die in südlicheren Gefilden essentiellen Einfamilienhaus-Dauerbaustellen oder Industriebauten sind gut in den Tälern versteckt, unbemerkt vom touristischen Blick :)

Radfahren in Istrien

Wie immer ist das Rad eine großartige Möglichkeit, eine Gegend zu erkunden. Langsam genug, dass man Gerüche, Temperatur und Umgebung ausgiebig wahrnehmen kann, schnell genug, um trotzdem von A nach B zu kommen. Istrien ist von einigen Hauptstraßen durchzogen, auf denen der Gutteil des Verkehrs stattfindet. Schafft man es, diese wenigen Achsen zu meiden, sieht man sich in einem eng verzweigten Netz aus kleinen bis sehr kleinen Straßen wieder, auf denen man großteils ungestört dahinrollen kann. Achtung allerdings vor den ganz kleinen Strichen auf der Karte - hier wartet meist Schotter auf die sensiblen Rennradreifen. Der gelegentliche Autofahrer ist im Allgemeinen tolerant und lässt genug Platz, das Hupen ist durchaus auch als Gruß zu verstehen (und nicht immer nur als Beschwerde oder Drohung - wie das in Österreich der Fall zu sein scheint).

Foto: Merlo de Graia

Wo die Straßen kleiner werden, lässt auch die Qualität des Belags nach. Aufmerksamkeit ist gefragt, um nicht in eines der mitunter recht ausgeprägten Schlaglöcher zu donnern, in der Gruppe sind Handzeichen und deren Weitergabe wichtig. 

Wichtigste Information zum Radeln in Istrien ist aber das hügelige Terrain. Zu den oben erwähnten Dörfern führen kleine aber steile Stiche, oftmals 2-3 Kilometer mit 5-8 Prozent Steigung. Diese kurzen Kletterpartien sind vorhersehbar und kalkulierbar. Überraschender sind die Höhenmeter, die man so im Vorbeigehen sammelt. Das ständig rollende Auf und Ab bringt den Wahoo ins Schwitzen und die Höhenmeterangabe steigt so stetig wie der Puls. Die Faustregel im Landesinneren waren zwischen 100-200 Höhenmeter auf zehn Kilometer. Eine gewisse Grundkondition sollte man also schon mitbringen, bevor man "locker" durch Istrien rollen will.

Foto: Merlo de Graia

Besondere Erwähnung verdient noch der höchste Berg Istriens, der Ucka. An der Ostküste türmt er sich auf und bietet eine verkehrsberuhigte Auffahrt und einen großartigen Ausblick auf beide Küsten der Halbinsel.

Routen

Die Strava-Files zu den vier Ausfahrten während der Pressereise sind hier verlinkt:

Besonders zu empfehlen sind die Ecken rund um Motovun und Groznan, mehr Toskana geht nicht! Der Limski-Fjord ist eigentlich kein Fjord sondern eher ein Kanal, hier hat sich auf einer Länge von zehn Kilometern das Wasser in den Fels gegraben - sehenswert und über eine tolle Straße erreichbar.

Wir hatten während unseres Aufenthalts den absoluten Luxus, von Cycle Croatia mit zwei Mercedes-Bussen zu unterschiedlichen Start- und Zielorten geshuttelt zu werden. Auf diese Weise war es möglich, in kurzer Zeit möglichst viel von Istrien zu sehen und zu erkunden. Wer immer vom gleichen Ort aus auf möglichst viele unterschiedliche Routen starten möchte, der ist vermutlich in Porec am besten aufgehoben - die Ortsausfahrt ist schnell erledigt und man ist flott im Landesinneren. 

Foto: Merlo de Graia

Links und Informationen

Meine Mitreisenden und Freunde - dort gibt es jeweils auch einen anderen Blick auf die Reise zu lesen ;) :

Foto: Merlo de Graia

Foto: Merlo de Graia

Disclaimer

Die Pressereise fand auf Einladung der Valamar Gruppe statt.

Race Around Austria 2018 - I

Das Race Around Austria geht 2018 in sein zehntes Jahr, wiederum stehen Mitte August zwei Strecken zur Auswahl. Die „Extrem“-Route, die - nomen est omen - auf einer Strecke von gut 2.200 Kilometern einmal rund um Österreich führt, immer die Grenze entlang. Als „Einstiegsdroge“ in den Ultra-Radsport bietet sich außerdem wieder die RAA-Challenge an: einmal rund um Oberösterreich, auch hier sind stolze 560 Kilometer zu bewältigen.

Read More

Rad-WM Innsbruck-Tirol 2018 // Thomas Rohregger im Interview

Der Timer auf der Homepage der Rad-WM Innsbruck-Tirol 2018 tickt unermüdlich - noch gut 200 Tage sind es, bis in Tirol der Startschuss zur UCI Straßenrad-WM fällt und sich hunderte Sportler*innen ins Rennen um die Regenbogentrikots stürzen. Es soll die "härteste Weltmeisterschaft aller Zeiten" werden, ein Gustostückerl für Bergfahrer und vielleicht auch den einen oder anderen Eintages-Spezialisten. 

Read More

Was bringt 2018?

Oft passieren also die besten Dinge, wenn man sie nicht plant... In diesem Sinne möchte ich gar nicht weiter fabulieren, was 2018 sein könnte oder würde oder sollte. Starten wir einfach drauf los - ich freu mich.

Read More