Team Chase bei der Race Around Austria-Challenge

Seit Montag Abend verlassen im Minutentakt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Race Around Austria die Startrampe im oberösterreichischen Sankt Georgen im Attergau. Bereits auf der Strecke sind jene Frauen und Männer, die das "RAA" auf der sogenannten Extremdistanz von 2.200 Kilometern bewältigen. Heute Mittwoch starten die Teilnehmer des RAA 1500, bei dem die Strecke ohne den Westteil (Tirol & Vorarlberg) absolviert wird und eine große Zahl von Einzelfahrern und Teams, die sich auf den Weg der rund 550 Kilometer langen Challenge rund um Oberösterreich machen.

Im Duo tritt dieses Jahr wieder das "Team Chase" an, bestehend aus Felix Schneider und Bernhard Weis, die gemeinsam mit einer eingespielten Betreuermannschaft auf eine mehrjährige RAA-Erfahrung zurückblicken können. Umso spannender ist es daher, kurz hinter die Kulissen zu blicken - wie funktioniert die Vorbereitung, wie geht man so ein Rennen an und was passiert am Tag vor dem Rennen?

Chase

Chase ist eine in Mödling bei Wien beheimatete Karbonmanufaktur unter der Ägide von Peter Fröhlich und Felix Schneider. In feinster Handarbeit werden Karbonteile - vor allem Felgen - konzipiert, entwickelt und gefertigt, neben höchsten Qualitätsansprüchen an die Fertigung und Produktion stehen hohe Leistungseigenschaften und natürlich auch ein gutes Design im Fokus.

Ein Rennen wie das Race Around Austria - laut Veranstalter das härteste Radrennen Europas - ist für Chase natürlich eine willkommene Gelegenheit, die eigenen Produkte unter harten und ehrlichen Bedingungen auf Herz und Nieren zu testen.

Wer das RAA über die letzten Jahre verfolgt hat, weiß außerdem von einer gewissen Unsicherheit was die Wetterverhältnisse angeht - eine perfekte Gelegenheit, die für Karbonfelgen außerordentlichen Bremseigenschaften zu prüfen.

Startunterlagen

Wer in Sankt Georgen ankommt, den führt der erste Weg ins Race Office, wo jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer - und das ist gleich einer der schönsten Aspekte dieser Veranstaltung - mit einem breiten Lächeln begrüßt wird. Die Stimmung sowohl bei den Sportlern als auch bei den zahlreichen Unterstützern und Helfern ist toll, besser als beim durchschnittlichen Radmarathon - wobei eigentlich macht es wenig Sinn, die Veranstaltungen derart zu vergleichen. Zu ungleich ist der Charakter des Rennens, die Ziele und Mindsets der Teilnehmer.

Im Race Office werden sämtliche organisatorischen Schritte erledigt und abgeschlossen. Angesichts der Ausmaße der Veranstaltung - immerhin geht es um eine Strecke von 2.200 Kilometern rund um Österreich - ist die Fülle der organisatorischen Verpflichtungen dennoch überschaubar. Einige Dokumente sind zu unterzeichnen, eine kurze Einführung in einige wesentliche Punkte des Regelwerks muss jeder Teilnehmer über sich ergehen lassen- zur eigenen Sicherheit und der Sicherheit aller aber natürlich auch, um den Fortbestand des Rennens zu gewährleisten. In Zeiten immer stärker ausufernden Behördenauflagen und Haftungsdiskussionen ist das durchaus verständlich und auch absolut akzeptabel.

Wer jetzt allerdings glaubt, dass man sich beim RAA eine Startnummer ans Trikot pinnt und losradelt, der irrt.  Das Rad ist entsprechend zu präparieren - Sticker und Reflektoren für die Sicherheit des Fahrers, aber auch Begleitfahrzeuge müssen für die kommenden Herausforderungen gerüstet sein.

Technische Abnahme

Am Parkplatz stehen daher Stoßstange an Stoßstange Begleitfahrzeuge und Wohnmobile, an die Sticker, Drehlichter und Namensplaketten angebracht werden. Teams schwirren um die Autos, bei manchen scheint das richtige Anbringen der Aufkleber schon die erste größere Challenge zu sein. Die Stimmung ist gut, man redet miteinander, plaudert über Ziele, Vorhaben und Durchgangszeiten. Die Szene ist außerdem einschlägig, oft kennt man sich, die Wiederholungstäter sind zahlreich.

Ist alles fertig montiert, angeschlossen und getestet, geht es zur technischen Abnahme. Sämtliche Vorgaben des Regelwerks werden dabei von der Rennorganisation überprüft. Auch hier ist die Stimmung gut, es gibt keine Überraschungen. 

Räder

Die Räder der Teilnehmer könnten unterschiedlich nicht sein. Quer durch den Gemüsegarten was Art (Renner/Zeitfahrer), Ausstattung (alles bis hin zur Vollscheibe), Alter und Style angeht.

Wie so oft wird an dieser Stelle wieder einmal klar, dass eine gewisse Ausstattung am Rad zwar den einen oder anderen Vorteil bringen kann, jedoch sicher nicht ausschlaggebend für das erfolgreiche Absolvieren eines Race Around Austria ist. Es muss also keine Dura-Ace Di2 sein, Karbon-Rahmen sind nicht Pflicht - generell gilt eher „Form follows Function“. Wer 4-5 Tage durchgehend im Sattel sitzt ist froh über optimale Funktionalität, gutes Aussehen ist maximal ein Bonus, wenn zufällig mal meine Kamera auf das Rad gerichtet ist… ;)

Wie die meisten anderen Teams absolvieren Felix und Bernhard ihr Rennen auf Rennrädern und Zeitfahrmaschinen. Der Einsatz des Zeitfahrers bringt natürlich Vorteile beim Speed, wie lange man allerdings die gestreckte Position beschwerdefrei durchhält ist eine andere Sache. Ein Wechsel der Räder ist auch je nach Steigung und Streckenbeschaffenheit sinnvoll. Felix geht für die Challenge von einem Anteil von 70:30 zugunsten des Zeitfahrers aus.

Begleitmannschaft

Ein 2.200 Kilometer langes Rennen ist ein unglaublicher logistischer Aufwand für ein Team. Wer also glaubt, dass gute Beine für eine gute Leistung reichen, der hat sich zu früh gefreut. 

Ein gutes, eingespieltes und möglichst konflikt- und stressresistentes Begleiterteam ist Voraussetzung dafür, dass sich die Fahrer auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren muss.

Das Team besteht üblicherweise aus einem Fahrer, einem Navigator und einem Masseur oder Physiotherapeut. Auch ein Arzt findet sich im einen oder anderen Team. Je nach Ambition oder bei 2er- oder 4er-Teams vergrößert sich die dahinterstehende Mannschaft dementsprechend. Mannschaften mit bis zu 15 Begleitern verteilt auf acht Begleitfahrzeuge sind daher zwar eher selten aber durchaus möglich.

Und auch für die Mannschaft gilt, dass 2.200 Kilometer gefahren, dass die detaillierten Angaben des Routebooks befolgt und der oder die Fahrer versorgt werden müssen. Für die Begleiter ist das Rennen daher eine ebenso große physische und psychische Belastung und Herausforderung. Je besser ein Team eingespielt ist, desto „einfacher“ wird es für den Fahrer. 

Oft ist es genau dieses Zusammenspiel, dass einem Fahrer oder Team den entscheidenden Zeitvorteil beschert. Umgekehrt summieren sich kleine Ungereimtheiten schnell zu einem signifikanten (Zeit-)Nachteil.

Strategie und Pacing

Wie geht man das Ganze nun als Team an? Wie immer gibt es kein „Richtig“ und „Falsch“. Je nach Team, Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Strecke können unterschiedliche Pacing-Strategien erfolgreich sein. Auch hier geht es eher darum, dass Fahrer und Team richtig und viel kommunizieren und sich laufend über die aktuelle Situation austauschen. Auf diesem Weg können die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Für Teams sind untertags fliegende Wechsel möglich - das heißt ein Auto fährt vor, der zweite Fahrer macht sich bereit, der aktive Fahrer kommt auf diesen zu und übergibt wie bei einem Staffellauf, ohne dass das Team zum Stillstand kommt. In der Nacht ist dieses Prozedere nicht möglich, da muss zur Wahrung der Sicherheit angehalten werden.

Wie oft ein Team wechselt ist dann eben variabel. Kurze All-Out-Efforts bis hin zu längeren Stints - alles ist möglich. Man erzählt sich am Marktplatz von St. Georgen noch die Geschichte jenes 4er-Teams, dass die gesamte Challenge mit intensiven 2km-Intervallen je Fahrer bestritten (und gewonnen) hat. Hier dafür zu sorgen, dass immer der richtige Fahrer am richtigen Ort bereitsteht, ist eine Challenge für sich.

Das Team Chase plant mittellange Stints - 20-30 Kilometer. Die spezifischen Stärken der Fahrer in der Ebene oder am Berg werden gut genützt, man bleibt variabel und reagiert halbwegs spontan auf kurzfristige Ereignisse. Die beiden wissen jedenfalls, wie es läuft. Für Teile des Teams ist es immerhin schon die vierte Teilnahme am RAA. Eine Zeit unter 17 Stunden ist das Ziel für die gut 550 Kilometer rund um Oberösterreich. Bleibt nur, Gute Beine und Viel Spaß zu wünschen!

Links

Ihr könnt den Fortschritt des Teams Chase live mitverfolgen - die beiden haben die Startnummer C-222. , Unter folgendem Link findet ihr das Live-Tracking für alle Fahrer und Teams: http://www.tractrac.com/web/event-page/event_20160806_RaceAround/1142/

Mehr Infos zum „Team Chase“ gibt es auf Facebook: https://www.facebook.com/TeamChaseCX/

Wer sich näher über die tollen Produkte aus Mödling informieren möchte: http://chase.cx

Alles rund um das Race Around Austria: http://www.racearoundaustria.at